Auch Computer können Witze reißen
Neue
Systeme können Sätze analysieren und Humor daraus
machen
Wien -
Kann ein Computer Humor haben? Allenfalls einen
blechernen, würde man meinen. Doch Kybernetiker arbeiten
seit Jahren an Rechnern, die mit ihren Benutzern
intelligente interaktive Gespräche führen können -
inklusive Witz. Neueste Etappe in diesem Zweig der
Forschung sind Systeme, die die Bedeutung ganzer Sätze
analysieren und humorvoll uminterpretieren
können.
"In einer Zeit, in der ein Großteil der
Kommunikation zwischen Menschen über den Computer
stattfindet, müssen PCs mehr als effizient sein",
begründete Anton Nijholt von der Universität Twente,
Niederlande, beim 17. Wiener Kongresses für Kybernetik
seine Arbeit. "Computer als soziale Wesen, die die
Menschen unterhalten, ja ihnen vielleicht sogar bei der
Kommunikation von Emotionen assistieren, sind der
nächste Schritt", sagte er im Gespräch mit dem STANDARD.
"Nur Wortspiele"
Bisher hatte es
die Artificial Intelligence "nur" auf Computer gebracht,
die Wortspiele erkennen und machen können. Die
Wissenschafter programmieren dabei ihre Festplatten mit
sprachlichen Zweideutigkeiten, die sie zu humoresken
Äußerungen kombinieren können. Zwar fanden bei
Probeläufen 60 Prozent der Testpersonen die
Computerwitze lustig, jedoch seien die computerisierten
Wortspiele "maximal von Nutzen für Werbetexter, die nach
einem Slogan suchen", betonte Nijholt.
Das Team
des Professors für Informationstechnologie arbeitet an
Systemen, die auch die Bedeutung ganzer Sätze
analysieren können. Denn um ein situationsbedingtes
Witzchen machen zu können, "muss der Computer die Logik
der Situation, ihren Kontext und ihre Bedeutung
verstehen", betont Nijholt. Die witzigen Computer
könnten den Schülern etwa den Unterricht versüßen.
"Ambient Intelligence"
Die
Umsetzung könnte allerdings noch dauern. "Vor zehn
Jahren dachte die Wissenschaft, heute sei sie so weit,
dass wir mit einem Computer sprechen können wie mit der
eigenen Mutter. Aber wir haben noch keinen einzigen
solchen Computer", dämpft Nijholt zu große Erwartungen:
Mit dem Bau eines Rechners mit dem spontanen Humor des
Menschen sei erst in Jahrzehnten zu rechnen.
Europäische Forscherteams im Bereich der
Künstlichen Intelligenz arbeiten derzeit auch an der
"Ambient Intelligence" - Computer, die die Interaktionen
und Bewegungen von Menschen im Raum verstehen. Auch für
sie stellt sich das Problem, dass ein einziger Mensch
für den Computer leichter handhabbar ist als mehrere.
Für ein räumliches Verständnis, das der komplexen
Wahrnehmung des Menschen gleichkommt, müssten die
Forscher bei der Programmierung alle situativen
Eventualitäten in Betracht ziehen können, die möglich
sind. (Eva Stanzl/DER STANDARD, Printausgabe,
14.4.2004)
Link zum Artikel: Auch Computer
können Witze reißen
|